Heute ist für mich ein besonderer Tag.
Vor genau einem Jahr war der 15. Juni ein Donnerstag. An diesem Donnerstag stand ich gegen 11:00 Uhr heulend am Ufer der Panke in Berlin-Wedding, dem Stadtteil Berlins, in dem ich lebe, machte dort ein paar larmoyante Winkeschattenfotos, schrieb kryptische Nachrichten an Eingeweihte, nahm Graffiti-Zeilen mit Liebe drin persönlich und riskierte Hopsen.
Kurz: Ich konnte es nicht fassen.
Anderthalb Stunden zuvor hatte ich verschämt den hintersten Hinterhof in der Badstraße 33 passiert. AWO – Schuldner- und Insolvenzberatung, 1. OG, Termin bei Frau Leopold*. Damals war ich pleite, im Dispo, hoch vierstellig, zudem unfähig, ehrlich, sachlich und zuversichtlich darüber zu sprechen. Heute bin ich im Plus, niedrig vierstellig – und ihr könnt mich alles fragen. Okay, vielleicht nicht, wenn ihr umgehend Anwort erwartet, ich bin langsam. So grundsätzlich. Ich werde.
Zwei Antworten liefere ich sofort: Nein, ich habe das nicht zu hoffen gewagt. Und ja, ich mache weiter so. Wie?, damit könnte ich ein Buch füllen. Damit werde ich ein Buch füllen. Nur eben in Zeitlupe. Würdet ihr es lesen? Ich hoffe, der längst angekündigte Zwischenbericht gelingt mir zeitnah.
An dieser Stelle möchte ich einfach nur ein paar Parolen loswerden, alle gefühlt und erprobt, von mir:
- Ihr seid nicht euer Kontostand!
- Ihr seid Plus, egal, wie groß/tief/ausdauernd das Minus ist.
- Es gibt Menschen, und damit meine ich nicht Freunde und Familie, sondern Menschen, die dafür ausgebildet worden sind, die euch dabei behilflich sein werden, euren Haushalt zu händeln, die euch beim Denken und Rechnen helfen, die euch nicht verurteilen, auch wenn ihr selbst Schuld an der Misere tragt.
- Arbeitet mit!
- Spielt es nicht herunter; Schulden sind nicht witzig (auch wenn Humor manchmal hilft).
- Bezahlt, wenn möglich, immer bar.
- Kauft weniger Kleidung.
- Kauft viel weniger Kleidung.
- Geht in Bibliotheken.
- Übt Kopfrechnen.
- Führt Buch.
- Lasst euch nicht entmutigen.
- Ihr seid weder „die/der einzige Dumme”, noch „unheilbar” unfähig.
- Betrachtet den schmerzenden Verzicht als Gewinn.
- Wartet nicht auf den Aufprall, stoppt es selbst.
- Sprecht darüber.
- Sprecht über Geld.
*Name geändert.